Das Fotoprojekt AUF AUGENHÖHE
„Die Geschichte dauert keine zehn Minuten // Ein Stuhl, ein schwarzer Hintergrund, eine Lampe, ein Blitzlicht // Und natürlich die Kamera, der du ins Objektiv guckst // Nein, das Fotoauge schaut keineswegs dich an // Du schaust es an, fokussierst es auf Augenhöhe // Ein entscheidender Perspektivwechsel // Wenn ich es richtig verstehe, dann thematisiert Friedhelm Krischers Projekt eben nicht die Frage: wie werde ich gesehen? // Es nimmt in den Augenschein: wie richte ich den Blick? // Denn dieses richten des Blickes ist selten bewusst oder inszeniert, aber nie zufällig // 70 Aufnahmen sind so entstanden // Von Menschen aus Duisburg, von Menschen, die der Betrachter mit Duisburg in Verbindung bringt // Manche sind stadtbekannt, bei manchen muss man nachlesen, um wen es sich denn nun genau handelt // Manchmal spricht ein Gesicht Bände, manches will aus diesen Porträts gelesen, vielleicht sogar buchstabiert werden // Das Studium lohnt, weil diese Aufnahmen über die zehn Minuten des Entstehens, über die eine Person im Bild hinausweisen // Sie geben der Stadt ein Gesicht und verweisen auf das, was Duisburg und die Region in besonderer Weise auszeichnet: es sind die Menschen, die hier leben. Sie sind Duisburgs stärkste Kraft // Weit mehr als diese 70 // Auch hier lohnt der Perspektivwechsel // Durch die Augen des Gastes geschaut, entsteht stets dieses Bild: man ist von den Duisburgern fasziniert // Sehr schnell wird von der offenen Art, von ihrem zupackenden Wesen, von ihrer (mitunter rauen) Herzlichkeit geschwärmt // Manchmal denke ich: ach, das ist alles Klischee! // Vor allem aber ist es eins: wahr und der Wirklichkeit entnommen // Ich gestehe, dass ich ein wenig mit Friedhelm Krischer gefeilscht habe // Wegen des Begriffs „gebeutelte Stadt“ // Ich mag ihn nicht nutzen // Das Wort drängt in die Opferrolle // Diese aber will kaum passen zu den Menschen in Duisburg // Vielleicht will ich auch nur, dass sie sich in diese Rolle nicht einfühlen // Sie passt nicht zu uns // Das Projekt AUF AUGENHÖHE spricht für meine Position: was macht ein Duisburger, wenn er seine Stadt ins schiefe Licht gerückt sieht? // Er startet ein Projekt, um sie in besseres Licht zu setzen // Fragt er nach Geld? // Er fragt, ob man mitmacht! // Er sucht sich Verbündete und findet sie dann auch // Friedhelm Krischer gebührt Dank und allen, die ihn unterstützt haben // Dirk Büsching und Georg Stahlschmidt, beide von proDUISBURG e.V., sind hier besonders zu nennen // Ein letztes noch: mancher mag fragen: warum wurde jener nicht aufgenommen? // Oder es lässt sich sagen: warum ist diese nicht im Bild? // Dann sollte man vor Freude juchzen // Wie glücklich kann eine Stadt sein, wenn sie die Zahl an ihren „Köpfen“ nicht auf 70 beschränkt, wenn wir vermissen und unwillkürlich ergänzen wollen // AUF AUGENHÖHE beschreibt dann in doppeltem Sinne „einen Augenblick“ in Duisburg.“ (Vorwort von Hermann Kewitz im Katalog zur Ausstellung auf Augenhöhe in der cubus kunsthalle Duisburg vom 27.3.-4.5.2014 )
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